Diskussionsforum Rückmeldung Sitemap Newsfeed des VCD-Landesverbandes Baden-Wuerttemberg.

Sie sind hier: VCD Landesverband Baden-Württemberg e.V.ThemenBilligflieger

Billigflieger

Flugzeuge heizen das Klima auf

Der Flugverkehr entwickelt sich zum Klimakiller Nummer eins unter den Verkehrsträgern. Beim Verbrennen von Kerosin entstehen Wasserdampf, Kohlendioxid und Stickoxide. Die Auswirkungen dieser Stoffe auf das Klima sind in luftiger Höhe dreimal größer als am Boden und vergrößern so den Treibhauseffekt entsprechend. Die von Flugzeugen erzeugten Kondensstreifen und hohen Schleierwolken verstärken das Aufheizen unserer Atmosphäre, weil sie die Sonnenrückstrahlung vom Erdboden in den Weltraum vermindern.

Derzeit trägt der Luftverkehr mindestens vier Prozent zur globalen Erwärmung bei. Die aktuelle Klimaschutzforschung hält sogar einen Anteil des Flugverkehrs von derzeit zwölf Prozent am globalen Treibhauseffekt für möglich. Das Umweltbundesamt erwartet eine Verdreifachung der Kohlendioxid-Belastung durch den deutschen Flugverkehr bis 2030.

Schlechte Umweltbilanz des Fliegens

Fliegen ist die energieintensivste Art sich fortzubewegen. So wird bei einer Bus- oder Bahnreise, verglichen mit einer Flugreise, im Durchschnitt nur ein Drittel der Energie benötigt. Obwohl die Flugzeuge aus Gründen der Kosteneinsparung heute weniger Treibstoff verbrauchen als noch vor zehn Jahren, ist die Werbung für »3-Liter-Flugzeuge« irreführend. Denn schon bei einem Urlaubsflug nach Mallorca verursacht jeder Fluggast fast so große Klimaschäden wie durch ein Jahr Autofahren, selbst dann, wenn man die günstigsten Annahmen für den Flugverkehr einsetzt (niedrigster Treibstoffverbrauch, volle Besetzung). Bei einem Flug nach Teneriffa liegt die Klimawirkung pro Fluggast unter günstigsten Rahmenbedingungen fast 50 Prozent höher als bei einem Jahr Autofahren.

Fluglärm macht krank

Über 37 Prozent aller Deutschen fühlen sich durch Fluglärm belästigt. Rund sieben Prozent der deutschen Bevölkerung leiden hochgradig unter Fluglärm und sind damit einem erhöhten Herzinfarktrisiko ausgesetzt. Bei Kindern im Umkreis von Flughäfen wurden außerdem Konzentrations- und Lernschwierigkeiten festgestellt. Zwar sind die Flugzeugtriebwerke in den letzten Jahren leiser geworden, aber der wachsende Flugverkehr macht alle Verbesserungen zunichte. Außerdem werden Nachtflugbeschränkungen immer mehr ausgehöhlt. Das Netz von neuen Flughafen-Standorten und Flugrouten wird immer dichter. Keine Bilanz weist zudem die negativen Lärmkosten wie Wertverfall für Häuser und Grundstücke, Arztkosten, Produktionsausfälle durch Krankheit oder Lärmstress am Arbeitsplatz oder Umsatzeinbußen im Tourismus aus.

Subventionen schaffen falsche Anreize

Mit dem Flugzeug wird ausgerechnet das Verkehrsmittel am höchsten subventioniert, das die Umwelt am stärksten belastet. Der gewerbliche Luftverkehr ist befreit von der Mineralölsteuer, der Ökosteuer, der Mehrwertsteuer auf internationale Tickets. Busse und Bahnen zahlen diese Steuern. Dem Bundesfinanzminister entgehen aufgrund dieser Steuerbefreiung jährlich über fünf Milliarden Euro. Weitere Subventionen der öffentlichen Hand sind:

  • Grundsteuerbefreiungen von Flughäfen, verbilligte Grundstückspachten,
  • Defizitübernahmen von Flughäfen,
  • Beihilfen für Fluggesellschaften und Flugzeugindustrie,
  • Steuervergünstigungen für Investitionen in Flugfonds,
  • Bau und Unterhaltung bodenseitiger Infrastrukturen (Straßen, Anschlüsse an Nah- und Fernverkehr),
  • kostenfreie Bereitstellung des Bundesgrenzschutzes aus Sicherheitsgründen,
  • Verzicht auf kostendeckende Start-/Landeentgelte, Abfertigungs- und Parkgebühren usw.

Defizitärer Flugverkehr: Alle zahlen mit

Während alle Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für die durch Fluglärm oder Abgase verursachten Schäden aufkommen, wird nur ein geringer Teil dieser sogenannten externen Kosten verursachergerecht vom Nutzer des Verkehrsmittels Flugzeug selbst getragen. Durch Abgase und Lärm des Flugverkehrs entsteht der deutschen Volkswirtschaft nach Angaben der Universität Karlsruhe ein jährlicher Schaden von sechs Milliarden Euro. Nach Berechnungen des niederländischen Forschungsinstitutes CE müssten Flugtickets von Deutschland nach Amerika mehr als 200 Euro teurer sein, um diese Kosten zu decken. Ein weiteres Problem: Die Flughafenplanung ist Sache der Bundesländer. Dies führt zu einer vernünftig nicht zu begründenden Standortkonkurrenz. Jeder Landesfürst möchte seine Kleinflughäfen mit Steuermitteln zu Großflughäfen ausbauen, auch wenn ein vergleichbares Angebot in geringer Entfernung im Nachbar-Bundesland besteht. Die meisten Regionalflughäfen wirtschaften nicht kostendeckend. Für die Defizite kommt letztlich die Allgemeinheit auf. Jeder Fluggast am Dortmunder Flughafen wird beispielsweise mit rund 18 Euro von den Dortmunder Gas- und Stromkunden subventioniert, da die Stadtwerke die 80 Mio. Euro Defizite der letzten vier Jahre ausgleichen müssen.

Billig um jeden Preis?

Billigflug-Gesellschaften tragen ihr Gewinnstreben auch auf dem Rücken ihrer Beschäftigten aus. Die Geschäftsführung von Air Berlin verweigert die Bildung eines Betriebsrates. Die Internationale Transportarbeiter- Föderation beklagt massiven Druck von Ryanair auf Mitarbeiter, um gewerkschaftliche Aktivitäten zu verhindern. Nur mit den Beschäftigten, die nicht gewerkschaftlich organisiert sind, hat das Unternehmen im Jahr 2005 Gehaltserhöhungen vereinbart. Einen Tarifvertrag gibt es nicht. Piloten müssen die Umschulung auf neu angeschaffte Flugzeuge selber bezahlen und das Personal für die Uniformen selber aufkommen.

Auch die Sicherheit leidet unter dem harten Wettbewerb zwischen den Billigfliegern. Zwar unterliegen die Billigfluggesellschaften den gleichen behördlichen Bestimmungen wie alle anderen Airlines, aber es gibt Bereiche wie die Pilotenausbildung, die sich bei einigen Billigfliegern nur knapp innerhalb der gesetzlichen Vorgaben bewegt. Problematisch ist nach Darstellung der Pilotenvereinigung Cockpit auch das Ausgliedern von Wartungsarbeiten an andere Firmen. Ein weiteres Problem stellt die Überwachung und Kontrolle der Fluggesellschaften dar. Diese erfolgt durch die Behörden des jeweiligen Heimatlandes. So werden kaum Kontrollen durchgeführt, wenn Flugzeuge auf Flughäfen im Ausland stationiert sind.

Verbraucherschutz bleibt auf der Strecke

Ryanair, Easyjet oder HLX versprechen Superpreise bei Billigflügen. Dabei handelt es sich aber meist nur um kleine Ticket-Kontingente für bestimmte Tage, die Kundinnen und Kunden ködern sollen. Außerdem verschweigen die Billig-Airlines in ihrer Werbung häufig die Zusatzkosten für Steuern, Gebühren, Kreditkartenzahlung oder Telefonreservierung. Dass An- und Abreise zu den abgelegenen Flughäfen, die die Billigflieger wegen der günstigeren Landegebühren ansteuern, oft teurer sind als das Flugticket selbst, übersehen die Reisenden. Stiftung Warentest bezeichnet die Geschäftsbedingungen der Billig-Airlines als »trauriges Kapitel«. Sie enthielten unrechtmäßige Klauseln wie etwa unzulässige Änderungsvorbehalte bei Flugzeiten, Flugzeugen oder Flugrouten.

Im Streitfall können sich die Kundinnen und Kunden aller Fluggesellschaften an die Schlichtungsstelle Mobilität beim Verkehrsclub Deutschland wenden. Diese mit Mitteln des Bundesverbraucherschutzministeriums eingerichtete Vermittlungsstelle kümmert sich um Beschwerden bei Bahn-, Schiff- Bus- und Flugreisen. Voraussetzung ist jedoch, dass sich der Gast zuvor beim entsprechenden Verkehrsbetrieb beschwert und keine Einigung erzielt hat. Die bisherige Erfahrung der Schlichtungsstelle: Fluggesellschaften gehen – anders als die Deutsche Bahn – eher ungern auf Kundenbeschwerden ein.

Infos unter:

Schlichtungsstelle Mobilität,
Postfach 610249, 10923 Berlin, Tel.: 030/469970-0,
Fax: 030/469970-10
Mail: schlichtungsstelle@vcd.org oder unter
http://www.schlichtungsstelle-mobilitaet.org

Politische Forderungen der Umweltverbände

Die steuerliche Bevorzugung des Flugverkehrs muss beendet werden. Die ökologischen Folgekosten müssen in die Flugtickets eingerechnet werden. Deshalb fordert der VCD und der Arbeitskreis Flugverkehr:

  • Einführung einer europaweiten streckenbezogenen Emissionsabgabe. Ersatzweise Einbezug des Flugverkehrs in den Emissionshandel.
  • Einführung einer europaweiten Besteuerung von Kerosin. Falls dies am Veto einzelner EU-Staaten scheitert, Einführung einer Kerosinsteuer für Inlandsflüge und Flüge zwischen einzelnen Staaten.
  • Deutschlandweit einheitliche Differenzierung von Start- und Landeentgelten nach Schadstoffen und Lärm.
  • Aufhebung der Umsatzsteuerbefreiung im grenzüberschreitenden Flugverkehr.
  • Abbau der direkten und indirekten Subventionen.
  • Europaweites Nachtflugverbot zwischen 23 und 7 Uhr sowie Beschränkung der Flugbewegungen in den Morgen- und Abendstunden.
  • Bessere Gesetze zum Schutz vor Fluglärm, Rechte auf aktiven Schallschutz.
  • Verschärfung der Lärm- und Schadstoffgrenzwerte für Flugzeuge und Flughäfen.
  • Wirksame Beteiligung der Betroffenen bei Flughafenplanung und Flugroutenfestlegung.

Worauf Sie als Verbraucher achten sollten

  • Vermeiden Sie Kurzstreckenflüge und Kurzurlaube per Flugzeug.
  • Nutzen Sie, so weit es geht, Bus und Bahn. Fragen Sie in Ihrem Reisebüro nach Reisemöglichkeiten ohne Flugzeug. Der VCD zeigt auf seiner Internetseite http://www.reiselust-deutschland.de und in der »Reiselust«- Broschüre eine Vielzahl von Reiseangeboten ohne Auto und Flugzeug auf.
  • Wenn es eine Flugreise sein muss: Fliegen Sie seltener, bleiben Sie dafür länger und gleichen Sie die durch den Flug erzeugten Emissionen zum Beispiel über » atmosfair « aus.
  • Verlangen Sie bei jedem Reiseangebot die Gesamtpreise, also beispielsweise auch die Zusatzkosten für Anreise, Sicherheits- und Landegebühren sowie für Kreditkartenzahlung und Telefon-Reservierung.
  • Kaufen Sie saisonale und regionale Produkte.

Billigflieger in Baden-Württemberg

Der VCD Landesverband ist Mitglied des Aktionsbündnis gegen den Ausbau des Stuttgarter Landes-Flughafens. Siehe dazu die Pressemitteilung zur Gründung des Aktionsbündnis gegen den Ausbau des Stuttgarter Landes-Flughafens .

Weblinks zum Thema Billigflieger und Flughafen Stuttgart

Aktionsbündnis gegen den Ausbau des Stuttgarter Landes-Flughafens

Rund um den Flughafen Stuttgart

Pro Flughafenausbau

Contra Flughafenausbau

Allgemeines

Flughafenausbau