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Häufige Fragen zu Stuttgart 21

Wer sich länger mit einem Thema beschäftigt wird gerne betriebsblind und wirft mit Fachbegriffen um sich. Neueinsteiger haben dann verständlicherweise Probleme den ausgetauschten Argumente zu folgen.

In der EDV gibt es für das Problem häufig sogenannte FAQ (frequently asked questions), in denen häufig gefragte Fragen beantwortet werden. Wir versuchen hier das gleiche zu machen und ihre Fragen zu beantworten.

Lesen Sie auch den Artikel Wozu Stuttgart 21? von Klaus Arnoldi

Generelles zu Stuttgart 21

Was ist Stuttgart 21 (kurz S21) eigentlich?

S21 steht für "Stuttgart 21" und ist ein Projekt zum Umbau des Stuttgarter Kopf­bahnhofs in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof und die Überbauung der frei­werdenden Bahnflächen.

Was ist Kopfbahnhof 21?

"Kopfbahnhof 21" ist ein Alternativkonzept zu Stuttgart 21, das u.a. einen Erhalt des teilweise unter Denkmalschutz stehenden Bahnhof ermöglicht. Ein Hauptbestandteil von "Kopfbahnhof 21" ist die Beseitigung von Engpässen im Zulauf zum Stuttgarter Hauptbahnhof. Nach Berechnungen des VCD ist "Kopfbahnhof 21" sehr viel billiger als der Tunnelbahnhof "Stuttgart 21".

Werden die Züge ohne S21 an Stuttgart vorbei fahren?

Es gibt für den Fernverkehr nicht den geringsten Grund, Stuttgart und Baden-Württem­berg links liegen zu lassen. Die Eisenbahnunternehmen werden nicht frei­willig auf das Fahrgastpotenzial der Landeshauptstadt und des Bundeslandes verzichten.

Zeitersparnisse durch Umwege gibt es ebenfalls keine. Die Fahrzeit von Paris nach München über Frankfurt beträgt trotz der Neubaustrecke von Ingolstadt nach Mün­chen sieben Stunden und ist damit schon heute eine Stunde länger ist als über Stutt­gart.

Weitere Hinweise zu diesem Thema gibt es in einem offenen Brief an Minister­präsident Oettinger zum Thema Sachlichkeit in der Diskussion um Stuttgart 21.

Fahren bei S21 mehr Nahverkehrszüge?

Nein, wegen S21 müssen schon heute Züge abbestellt werden, um den sündhaft teueren Tiefbahnhof zu finanzieren.

Gibt es mit Stuttgart 21 verbundene Projekte?

Jein. Aus Sicht des VCD und anderer Kritiker von Stuttgart 21 ist das Projekt ein unnötiges Prestigeobjekt ohne Verbindung zu anderen Projekten. Projekt­befür­worter verknüpfen das Projekt mit der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm und einer ICE-Anbindung des Landesflughafens und der Filder-Messe.

Siehe auch:

Muß Stuttgart 21 nicht sinnvoll sein, wenn sogar die EU sich an der Finanzieren beteiligen will?

Im Rahmen des Projektes Transeuropäischen Netze (Ten) soll sich die EU an den Kosten für Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm beteiligen. Der EU-Koordinator für die „Magistrale für Europa“, Prof. Dr. Péter Balázs, befürwortet eine Förderung der Neubaustrecke, teilte dem Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments allerdings mit, er werde kein lokales Projekt wie Stuttgart 21 vor­schlagen.

Nicht das Städtebauprojekt Stuttgart 21 soll gefördert werden, sondern die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm.

Siehe auch:

Teilprojekte

Neubaustrecke Stuttgart-Ulm

Aus Sicht des VCD ist die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm ein von Stuttgart 21 unabhängiges Projekt. Durch die Kopplung von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke durch die Politik besteht die Gefahr, das die, auch aus Sicht des VCD notwendige, Neubaustrecke Stuttgart-Ulm blockiert wird und evtl sogar gefährdet.

Der VCD Baden Württemberg hat eine Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit der Neubaustrecke Stuttgart-Ulm gemacht und ein Plädoyer für einen bedarfsgerechten Ausbau veröffentlicht. VCD-Untersuchung zur Neubaustrecke Stuttgart-Ulm

Muß für Stuttgart 21 die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm gebaut werden?

Der erforderliche Neubau der Strecke Stuttgart-Ulm ist das einzig Positive was Kritiker an dem Projekt Stuttgart 21 sehen. Die Fahrzeitgewinne die durch Stuttgart 21 erwartet werden sind zum Großteil durch die Neubaustrecke gewonnen.

Der VCD fordert: Neubaustrecke Stuttgart-Ulm ja, Stuttgart 21 nein.

Braucht die Neubaustrecke Stuttgart-Ulm Stuttgart 21?

Nein. Warum die Neubaustrecke an einen Ende einen unterirdischen Durchgangsbahnhof braucht, entzieht sich der Kenntnis des VCDs.

In den ursprünglichen Planungen war noch von der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm die Rede. Dort sollte die Neubaustrecke (NBS) auf bestehende Trassen treffen und nach Stuttgart führen.

Detailfragen zu Stuttgart 21

Funktioniert ein integraler Taktfahrplan mit Stuttgart 21?

Nein.

Wird der unterirdische Durchgangsbahnhof Stuttgart 21 gebaut, so halbiert sich die Anzahl der Bahnsteiggleise auf acht. Da die Gleise für nachkommende Züge frei gemacht werden müssen, können die Züge nicht aufeinander warten.

Siehe auch:

Ist ein schrittweiser Umbau für Stuttgart 21 möglich?

Nein. Der unterirdische Durchgangsbahnhof muss komplett durchgezogen werden. Während der mehrjährigen Umbauphase ist der Verkehr stark eingeschränkt. Einmal gestartet ist ein Kurswechsel so gut wie unmöglich.

Siehe auch:

Detailfragen zu Kopfbahnhof 21

Ist ein Kopfbahnhof überhaupt in der Lage die geforderte Leistung zu bringen?

Gegenfrage: Wie schafft es Frankfurt am Main (24 Bahngleise)? Oder Mailand (32 Gleise)? Oder Zürich? Oder so kleine Bahnhöfe wie in Paris, Rom oder London?

Die Deutsche Bahn AG hat in den Planfeststellungsunterlagen zum geplanten Tunnelbahnhof bestätigt, dass die Alternative "Kopfbahnhof 21" mindestens so leistungsfähig ist wie "Stuttgart 21". Und das bei deutlich weniger Eingriffen in Umwelt, Mineralwasservorkommen, Eigentum, Denkmäler...

Siehe auch:

Ist ein schrittweiser Umbau für Kopfbahnhof 21 möglich?

Ja. Die einzelnen Bauabschnitte sind Stück für Stück machbar. Ergeben sich während dem Umbau Probleme, so kann das Projekt unterbrochen werden, der Bahnhofsbetrieb ist weiter möglich.

Siehe auch:

Fachbegriffe

Was ist ein integraler Taktfahrplan (ITF)?

Ein integraler Taktfahrplan ist ein Prinzip, wie Fahrpläne gestaltet werden können. Der Fahrplan muß genau abgestimmt sein, ein Umsteigen in verschiedene Richtungen geht ohne Zeitverlust. Für den Fahrgast heißt das, er hat einen zuverlässigen Anschluss ohne lästige Wartezeiten. Die Leistung und Geschwindigkeit des Gesamtnetzes ist gegeben.

Die Fahrtzeiten sind in festen Abständen getaktet. Der Fahrgast weiß, das der Zug immer zu gewissen Taktzeiten am Bahnhof ist (z.B. stündlich je zu Minute 17). Züge in verschiedenste Richtungen treffen sich zu sogenannten Knotenzeiten gleichzeitig im Bahnhof, warten ein paar Minuten, bis die Fahrgäste umgestiegen sind und setzen dann ihre Fahrt fort. So ergeben sich minimale Wartezeiten beim Umsteigen und somit verkürzte Gesamtreisezeiten.

Siehe auch:

Was ist ein Kopfbahnhof?

Ein Kopfbahnhof ist ein Bahnhof, den die Züge nicht durchfahren, sondern einfahren und quasi "rückwärts" wieder verlassen. Dabei findet häufig ein Lokomotivwechsel statt. Allerdings ist bei modernen Triebzügen (z.B. ICE) oder Zügen mit Steuerwagen (z.B. die meisten IC/EC) kein Lokomotivwechsel mehr notwendig.

Bautechnisch haben Kopfbahnhöfe den Vorteil, das am Kopfende des Bahnhofs ein zentraler Platz für Geschäfte und Serviceeinrichtungen ist. Gleiswechsel sind auf einer Ebene möglich, Treppen steigen ist nicht notwendig.

Siehe auch: