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VCD fordert Ausschreibung der InterRegio-Linien

Presseinformation Nr. 14/2000, Stuttgart, 11. Juli 2000

Scheitert die Bahnreform im Fernverkehr?

Nach Veröffentlichung der umfangreichen InterRegio-Streichpläne der Deutschen Bahn AG, hat der umweltorientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) die sofortige Ausschreibung des kompletten InterRegio-Netzes gefordert.

Bundesweit will die DB circa 300 Millionen Mark an Lasten auf die Länder abwälzen, die für die entfallenden InterRegio-Züge Ersatzverkehr bestellen sollen. Dieses Geld soll durch Streckenstilllegungen und den Einsatz von Bussen an anderer Stelle wieder gespart werden.

Allein in Baden-Württemberg sollen 2,4 Millionen Zugkilometer pro Jahr gestrichen werden. Um diese zu ersetzen müsste das Land jährlich rund 34 Millionen Mark beisteuern und dafür etwa 5 Prozent des bestehenden Nahverkehrsangebots streichen. Betroffen sind die kompletten InterRegio-Linien von Karlsruhe nach Konstanz, von Ulm nach Lindau sowie mehrere Züge der InterRegio-Linien Stuttgart-Würzburg und Stuttgart-Backnang-Nürnberg.

Diese Lastenverschiebung verstößt nach Angaben des VCD gegen das Grundgesetz, da die Länder nur für den Nahverkehr zuständig sind. Gemäß Art. 87e Abs. 4 ist der Bund für den Fernverkehr und somit auch für den InterRegio verantwortlich. Wenn der Schienenfernverkehr nicht eigenwirtschaftlich betrieben werden kann, so muss er aus Bundesmitteln bezuschusst werden.

Die Misere der bei den Fahrgästen so beliebten InterRegios ist nach Ansicht des Umwelt- und Verbraucherverbandes nicht zuletzt auf Missmanagement bei der Deutschen Bahn AG zurückzuführen. Schon vor Wochen beklagte der VCD den Wegfall der Bistro-Wagen, das rollende Material wird von der DB verschlissen statt gewartet und die Produktwerbung für den InterRegio wurde bereits 1994 eingestellt.

Dabei scheint der InterRegio wie geschaffen für einen Großteil der Bahnfahrgäste, die zu etwa 70 Prozent preissensibel sind und umsteigefrei fahren wollen. Die DB lässt aber nichts unversucht, die Fahrgäste auf ihren teureren Prestigezug ICE zu lenken, mit dem in der Regel auch noch häufiger umgestiegen werden muss.

VCD-Bahnexperte Felix Berschin sagte hierzu: "Wenn die DB keine Lust mehr auf den InterRegio hat, dann soll sie das gesamte IR-Netz zur Ausschreibung freigeben solange es noch funktionstüchtig ist und die letzten Fahrgäste noch nicht vergrault sind. Es darf nicht sein, dass sich die DB nur die Rosinen rauspickt. Das sinnvolle und gute Produkt InterRegio braucht eine neue Chance." Kompetente Bahnunternehmen, die den InterRegio-Verkehr von der DB übernehmen könnten, gibt es nach Ansicht des VCD sowohl im Inland als auch im europäischen Ausland. Und dass der Wettbewerb das Angebot sowohl qualitativ als auch quantitativ eher verbessert, hat sich nicht nur im Flugverkehr gezeigt, sondern vor allem auch im Nahverkehr auf der Schiene.