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VCD warnt: Schließung von Bahnschaltern führt zu massiven Fahrgastverlusten

Presseinformation Nr. 2/01 vom 24. Januar 2001

Qualitätsoffensive bei der Bahn AG in weiter Ferne

VCD warnt: Schließung von Bahnschaltern führt zu massiven Fahrgastverlusten

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) bezeichnet die geplante Schließung zahlreicher Bahnschalter als eine für die Bahnkunden unzumutbare Schikane. Zum einen seien die von der Bahn AG als Ersatz angebotenen Automaten völlig unzulänglich in der Bedienung. Zum anderen sind zahlreiche Fahrkarten an den Automaten gar nicht erhältlich.

VCD-Bahnexperten haben die Probe aufs Exempel gemacht. Keiner der getesteten Automaten ließ das Lösen einer einfachen Fahrkarte in einer Zeit unter drei Minuten zu. Die Express-Funktion wurde einfach abgeklemmt. "Rechnet man die Verzögerungen dazu, wenn Ungeübte, Gelegenheitsbahnfahrer oder Alte Menschen, die den Umgang mit Automaten nicht gewohnt sind, vor den komplizierten Auswahlmenüs kapitulieren müssen, dann kann man sich die Warteschlangen und den Ärger aller Fahrgäste sehr gut vorstellen", sagte VCD-Geschäftsführer Werner Korn. Wer gar einen Umweg oder ein Nachtzug-Ticket lösen will, der hat am Automaten keine Chance. "Wer also zuerst mit dem Auto in die nächste größere Stadt fahren muss um sich das gewünschte Bahnticket zu kaufen, der wird wahrscheinlich gleich im Auto sitzen bleiben und sein Reiseziel direkt ansteuern", befürchtet Werner Korn.

Auch die Pläne, Fahrkarten künftig in Kiosken und Bäckereifilialen zu verkaufen, sind nach Einschätzung des VCD zum Scheitern verurteilt. Nachdem die Deutsche Bahn AG im letzten Jahr die Umsatzprovisionen von Reisebüros drastisch gekürzt und den Aufwand zur Abrechnung ebenso drastisch erhöht hat, sind zahlreiche Reisebüros aus dem Fahrkartenverkauf ausgestiegen. "Sollten die anvisierten Partner von der DB ähnlich mies behandelt werden wie die Reisebüros, dann sehe ich niemanden, der die hohen Investitionen in die notwendige Hardware und die Schulung der Mitarbeiter tätigen will", erklärte Werner Korn.

Noch in der letzten Woche hatten sich das Land Baden-Württemberg und die Deutsche Bahn AG bei der Vorstellung der InterRegio- Ersatzverkehre einer Qualitätsoffensive gerühmt. "Die DB hat erneut den Zuschlag bekommen, weil angeblich mit den privaten Konkurrenten kein vernünftiger Fahrkartenvertrieb möglich gewesen sei. Diese Begründung ist angesichts der aktuellen Planungen ein Farce", sagte Werner Korn. Der VCD fordert die Landesregierung auf, endlich ihre durch das Stuttgart 21-Debakel erzeugte Abhängigkeit von der Deutschen Bahn AG aufzugeben und deren Monopol zu durchbrechen.

Nach Ansicht des VCD müssen bei zukünftigen Ausschreibungen von Schienenverkehren vor allem Qualitätskriterien, wie ein kundenfreundlicher Service, im Mittelpunkt stehen. Ein einfacher und zuverlässiger Zugang zum Gesamtsystem öffentlicher Schienenverkehr sei eine Grundvoraussetzung dafür, dass endlich mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert werden könne.