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Presseinformation Nr. 03/04 vom 29. Januar 2004

VCD kritisiert schaffnerlosen Zugbetrieb

Verkehrsclub: Technikbasiertes Abfertigungsverfahren der DB ist nicht sicher

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat den Abzug der Schaffner aus allen Doppelstock-Zügen, die zwischen Offenburg, Freiburg und Basel verkehren scharf kritisiert. Das von der Deutschen Bahn AG seit kurzem eingeführte technikbasierte Abfertigungsverfahren (TAV) ist nach Ansicht des VCD weder fahrgastfreundlich, noch könne es einen sicheren Betrieb gewährleisten.

Die Regionalexpress-Linie zwischen Offenburg und Basel ist die am stärksten nachgefragte Linie im ganzen Land. Darüber hinaus verkehren auch schon die Regionalexpress-Linien zwischen Stuttgart und Karlsruhe bzw. Heidelberg, von Stuttgart über Tübingen und Sigmaringen nach Ulm sowie zwischen Mannheim und Heilbronn ohne Schaffner.

Der VCD erinnerte daran, dass bei Germersheim vor wenigen Tagen eine Frau über acht Kilometer bei 140 km/h von einem Zug mitgeschleift wurde, nachdem sie in der Tür eingeklemmt war. Nur durch ein mutiges Festklammern am Zug konnte ein schwerer Unfall verhindert werden. Der VCD-Vorsitzende Felix Berschin sagte hierzu: "Es darf nicht sein, dass ein Zug ohne jede Sichtkontrolle durch Begleitpersonal oder mindestens durch den Lokführer die Fahrt aufnimmt. Das ist zum einen eine Frage der Sicherheit. Zum anderen verhindert eine Sichtkontrolle aber auch, dass Gruppen von Fahrgästen getrennt oder Passagiere beim Verladen ihrer Fahrrädern oder ihres Gepäcks getrennt werden. Das technikbasierte Abfertigungsverfahren nimmt auf solche Situationen keine Rücksicht."

Der schaffnerlose Betrieb von langen Doppelstock-Zügen gefährdet nach Ansicht des VCD aber nicht nur die Betriebssicherheit. Auch die subjektive Sicherheit der Fahrgäste sei ohne Zugbegleitpersonal nicht mehr gewährleistet. Außerdem fehle es in schaffnerlosen Zügen am notwendigen Service. VCD-Vorsitzender Felix Berschin: "Ohne Schaffner gibt es keine Hilfe mehr beim Ein- oder Ausstieg von Rollstühlen, es gibt keine Information über Anschlüsse bei Verspätungen und es können beim Überschreiten von Verkehrsverbundsgrenzen keine Anschlussfahrkarten mehr gelöst werden. Diese Situation ist aus Kundensicht völlig inakzeptabel."

Der VCD sieht in dieser Entwicklung deutliche Anzeichen der mangelhaften Qualitätssicherung im Verkehrsvertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Deutschen Bahn AG. Für eine weitgehende Monopolstellung, die für weitere zwölf Jahre manifestiert wurde, habe die DB dem Land zwar eine sechzig Seiten umfassende Anlage Qualität eingeräumt. Was der Fahrgast aber davon habe, werde jetzt auf der Oberrheinstrecke deutlich: massiven Serviceabbau.

VCD-Vorsitzender Felix Berschin: "Hier rächt sich wieder einmal die nachgerade sklavische Bindung der Landesregierung an die Deutsche Bahn AG. Dass es auch anders geht, sieht man an den im Wettbewerb vergebenen Metronom-Zügen zwischen Hamburg und Bremen bzw. Uelzen. Die ersten privat betriebenen Doppelstock-Züge sind grundsätzlich mit mindestens einem Schaffner besetzt und fahren für den Steuerzahler trotzdem um ein Drittel billiger als die bisherigen DB-Züge."

Nachtrag Juni 2005

Der VCD Aachen Düren bittet um Hilfe beim Aufbau einer Sammlung von Unfällen und Unregelmäßigkeiten an Zugtüren mitzuwirken. Melden Sie Erlebnisse mit dem schaffnerlosen Zugbetrieb bzw. dem TAV im Forum.