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Presseinformation Nr. 18/04 vom 13. Dezember 2004

Böse Überraschung für Pendler

VCD bemängelt Zugstreichungen in Grenzregionen

Am Montag nach dem Fahrplanwechsel gab es in einigen weiter von Stuttgart entfernten Landesteilen teilweise böse Überraschungen für Berufspendler: Für viele fuhr der gewohnte Zug nicht mehr - er fiel den Sparmaßnahmen des Landes Baden-Württemberg zum Opfer und wurde ersatzlos aus dem Fahrplan getilgt.

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) beklagt, dass gerade in den Grenzregionen zu Bayern, Hessen und der Schweiz besonders stark gekürzt wurde: "Zwischen Aulendorf und Wangen in Oberschwaben entfiel jeder zweite Zug", so Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclub Deutschland. Aber auch Frühzüge für Berufspendler und Schichtarbeiter, z.B. zwischen Nördlingen und Aalen, wurden von den Sparmaßnahmen des Landes getroffen, ebenso Züge im Spätverkehr und am Wochenende.

Der VCD bemängelt, dass sich das Land Baden-Württemberg damit von seiner Zielsetzung im ÖPNV-Gesetz des Landes verabschiede. Demnach solle der ÖPNV im gesamten Landesgebiet im Rahmen eines integrierten Gesamtverkehrssystems als eine vollwertige Alternative zum motorisierten Individualverkehr zur Verfügung stehen. Durch die jetzt einseitig in dünner besiedelten Landesteilen erfolgten Kürzungen des Zugangebotes, würden gerade dort, wo Bus und Bahn nur ein eingeschränktes Angebot bieten, die wenigen Fahrgäste noch in den privaten PKW getrieben. VCD-Vorsitzender Matthias Lieb: "Wir haben den Eindruck, die Landesregierung kürzt frei nach dem Motto: Je weiter entfernt von Stuttgart, desto weniger Zugbestellungen."

Der VCD verschließt sich zwar nicht der Tatsache, dass die Bereitstellung eines attrativen Bahnangebotes in Zeiten knapper Kassen schwierig ist, fordert aber Ausgewogenheit und kritisiert, dass nur nach betriebswirtschaftlichen Kritierien Kürzungen vorgenommen wurden ohne die Gleichbehandlung der verschiendenen Landesteile zu berücksichtigen. Während die Regionen nun schon unter Sparmaßnahmen zu leiden hätten, werde munter am Großprojekt "Stuttgart 21" weitergeplant, das offensichtlich nur durch Fahrplankürzungen finanzierbar sei.

Während durch diese Streichungen das Land nur wenige Mittel einspare, gelinge es der DB, sich von für sie unwirtschaftlichen Zugleistungen zu befreien und hohe Rationalisierungsgewinne zu erzielen, die leider nicht anteilig an das Land weitergegeben werden. "Nach diesen Streichungen hätte das Land auf einer Reduzierung des Zugkilometerpreises drängen müssen, da die verbleibenden Leistungen für die DB günstiger zu erbringen sind", mahnt Lieb an die Adresse des Landes.

Hintergrund

Seit der Bahnreform bestellt das Land Baden-Württemberg bei Eisenbahnunternehmen (meist der Deutschen Bahn AG) Zugleistungen im Nah- und Regionalverkehr, da die Fahrgelderlöse nicht die Kosten der Zugfahrten decken.

Im Rahmen eines Controlling-Verfahrens identifizierte das Land im Sommer eine Vielzahl von Zügen, die im Verhältnis zu den Kosten zu wenig Fahrgäste aufweisen würden. Insgesamt entfallen so knapp 1,1 Millionen Zugkilomter pro Jahr im Land ersatzlos. Der Schwerpunkt der Sparmaßnahmen liegt im Bereich Oberschwaben (500.000 km), aber auch am Hochrhein (118.000 km) und im Odenwald (106.000 km).

Das Land bezahlt für die Zugkilometer einen Einheitsbetrag (Durchschnittsbetrag über alle Zugleistungen), unabhängig davon, wie hoch die tatsächlichen Kosten für die konkrete Fahrt sind. Im Rahmen des Verkehrsvertrages konnte das Land bei der DB nur die Züge abbestellen, bei der die DB dadurch überproportional hohe Einsparungen hatte (Entfall ganzer Umläufe etc.).