VCD kritisiert Fahrpreiserhöhung im Schienennahverkehr
Presseinformation Nr. 32/2006, Stuttgart, 29. November 2006
Verkehrsclub fordert zum Ausgleich weniger Fahrplankürzungen
Mit Unverständnis und Kritik hat der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. auf die Genehmigung der Fahrpreiserhöhung im Schienennahverkehr um durchschnittlich 3,9 Prozent reagiert. Steigende Fahrpreise seien angesichts wieder fallender Energiekosten und hoher Gewinne der Deutschen Bahn AG im Nahverkehr nicht notwendig. Zwar habe nur ein Viertel aller Bundesländer der Genehmigung zugestimmt, das Bundesverkehrsministerium konnte die Ablehnung der Länder aber überstimmen.
Nach Ansicht des VCD ist eine Fahrpreiserhöhung im Ländle nicht zu vertreten, da einerseits der Nahverkehr von der Mehrwertsteuer-Erhöhung nicht betroffen sei und andererseits die DB Regio in Baden-Württemberg durch konstant hohe Fahrgeldeinnahmen und überhöhte Zahlungen aus der Landeskasse im Rahmen des Verkehrsvertrages mit dem Land (Regionalisierungsmittel) einen Gewinn von etwa 100 Mio. Euro im Jahr erziele. "Es ist nicht einzusehen, warum die Fahrgäste im Ländle die Konzernbilanz der Deutschen Bahn AG sanieren sollen. Angesichts der hohen Monopolgewinne, die durch eine weitgehende Verhinderung von Wettbewerb im Schienennahverkehr erzielt werden, könnte leicht auf eine Fahrpreiserhöhung verzichtet werden", erklärte der baden-württembergische VCD-Vorsitzende Matthias Lieb. In diesem Zusammenhang sei zu berücksichtigen, dass die DB AG vom Land Baden-Württemberg zukünftig rund 13 Mio. Euro jährlich weniger Regionalisierungsmittel erhalte und damit Zugleistungen im Wert von rund 18 Mio. Euro kürze. "Die nun leider genehmigten erhöhten Fahrpreise sollten für eine Reduktion der Fahrplankürzungen eingesetzt werden, die für Juni vorgesehen sind," forderte deshalb Matthias Lieb. Ansonsten drohe eine Negativspirale aus erhöhten Fahrpreisen bei gleichzeitig reduziertem Angebot, die zu Fahrgastrückgängen führe.
"Ein attraktiver und erschwinglicher Schienennahverkehr ist ein wichtiger Baustein der öffentlichen Daseinsvorsorge. Nur wenn es sich möglichst viele Menschen leisten können, auf Bus und Bahn umzusteigen, kann unser Verkehr umwelt- und sozialverträglicher entwickelt werden", sagte Matthias Lieb. Die geplanten Fahrpreiserhöhungen zum 1. Januar seien nicht geeignet, mehr Menschen aus ihren Autos in die öffentlichen Verkehrsmittel zu locken.