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Wird Baden-Württemberg vom Schienenfernverkehr abgehängt?

Presseinformation Nr. 9/2008, Stuttgart, 28. Mai 2008

Verkehrsclub kritisiert schleichende Ausdünnung der Fahrpläne

Das Fernverkehrsangebot auf der Schiene wird immer dünner. Dies zeigt eine Untersuchung des Umwelt- und Verbraucher­verbandes Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V., der die Fahrpläne und die Fernverkehrshalte der letzten zehn Jahre verglichen hat. Ohne eine Änderung in der Schienen­verkehrs­politik werden in Baden-Württemberg nach Prognose des VCD höchstens zwei ICE-Linien verbleiben. Zur Sicherstellung der Infrastrukturqualität und eines attraktiven Fern­verkehrs­angebots fordert der VCD das überfällige Bundesgesetz.

VCD-Vorsitzender Matthias Lieb sagte: „Während alle Welt über klima­verträgliche Verkehrspolitik diskutiert, entwickelt sich der Fernverkehr der Deutschen Bahn AG zur Schrumpfbahn. Somit ist ein Umstieg vom Auto auf die umwelt- und klima­freundlichere Schiene für viele Menschen unmöglich.“ Zwar gewährleiste laut Grundgesetz der Bund, dass es auch im Schienenfernverkehr ein dem Allgemeinwohl ent­spre­chen­des Angebot geben müsse. Das dafür notwendige Gesetz, in dem Näheres geregelt werden solle, existiere aber nicht.

Die VCD-Untersuchung belegt, dass sich in praktisch allen baden-württembergischen Städten die Anzahl der Fernzughalte von 1998 bis 2008 dramatisch verschlechtert habe. Sogar Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern seien betroffen. Während die Landeshauptstadt Stuttgart nur mit 16 Prozent weniger Fernverkehrshalten aus­kommen müsse, treffe es Städte wie Heidelberg (minus 34 Prozent) und Pforz­heim (minus 38 Prozent) deutlich härter. In Heilbronn halte inzwischen über­haupt kein Fernzug mehr.

Noch weniger akzeptabel ist das Angebot nach Einschätzung des VCD in Ober- und Mittelzentren. So könne in Konstanz (minus 85 Prozent) oder Friedrichshafen (minus 86 Prozent) kaum mehr von einem Fernverkehrsangebot gesprochen werden. Ähnliches gelte für Geislingen/Steige, das 77 Prozent aller Fernverkehrshalte einbüßen musste, während in Böblingen überhaupt kein Fernzug mehr halte.

„Die Politik muss endlich Verantwortung für den Schienenverkehr übernehmen, und darf sich nicht an den kapitalmarktorientierten Interessen der Deutschen Bahn AG orientieren“, forderte Matthias Lieb. „Dass mit einem guten Schienenfernverkehr Geld verdient werden kann, zeigt das Beispiel Schweiz.“ Ein konsequent vertakteter Fahrplan habe in der Schweiz zu einem Fahrgastzuwachs von 30 Prozent geführt, während die Deutsche Bahn AG einen Rückgang von 20 Prozent im gleichen Zeit­raum zu verzeichnen habe.

Mit der Teilprivatisierung der Deutschen Bahn AG wird nach Einschätzung des VCD der dritte Schritt zuerst gemacht. Es fehle sowohl ein Schienenfernverkehrsgesetz als auch eine transparente Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Bund und der Bahn. Der VCD fordert, beides sofort umzusetzen, damit der Schienenfernverkehr von einer weiteren Ausdünnung verschont bleibt.

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