VCD kritisiert erneute Erhöhung von Bahn-Fahrpreisen
Presseinformation Nr. 17/2008, Stuttgart, 01. September 2008
Börsengang wichtiger als attraktives Preissystem und Kundenservice
Der Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg e.V. (VCD) hält die Begründungen für die angekündigte Erhöhung der Fahrpreise der Deutschen Bahn AG (DB) für nicht nachvollziehbar. VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb: "Es besteht überhaupt kein Grund für weitere Preiserhöhungen. Trotz Energiepreisschub und höheren Löhnen konnte der DB-Personenverkehr seine Gewinne zuletzt um sieben Prozent steigern. Einziger Grund ist somit eine weitere Steigerung der Rendite für den bevorstehenden Börsengang. Und dies zu Lasten von Steuerzahlern und Fahrgästen."
Lieb kritisiert das Preissystem der DB grundsätzlich: "Dass über 80 Prozent der Fahrgäste Sonderpreise für ihre Fahrscheine in Anspruch nehmen, zeigt wie unattraktiv das bestehende, undurchschaubare Preissystem überhaupt ist. Kein Kaufmann kann es sich leisten, nur von Sonderangeboten zu leben."
Versteckte Preiserhöhungen sieht der VCD-Vorsitzende auch bei 1. Klasse-Tickets: Der 1.Klasse-Faktor wird von 1,6 auf 1,62 angehoben. Damit werden 1.Klasse-Fahrscheine nicht um 3,9 Prozent, sondern sogar um 5,2 Prozent teurer. Zuletzt wurde die stärkere Erhöhung der 1. Klasse-Fahrpreise mit einer Service-Verbesserung im ICE begründet. Doch auch im günstigeren IC gelten die höheren Fahrpreise, ohne dass dort der Service verbessert worden wäre. In Baden-Württemberg betrifft dies besonders die Verbindungen Karlsruhe -- Stuttgart -- Aalen (-Nürnberg), Karlsruhe -- Stuttgart -- Ulm (-München) und Stuttgart -- Heidelberg (-Köln).
Ob mit dem neu eingeführten bzw. auf 2,50 EUR erhöhten "Bedienzuschlag" die Reisezentren wirklich erhalten werden, wird der VCD in Baden-Württemberg sehr genau beobachten. In den vergangenen Jahren wurden schon viele Bahnschalter geschlossen, bei den bestehenden die Öffnungszeiten und das Personal reduziert. Matthias Lieb: "Fahrgäste sollten beachten, dass 'normale' Nahverkehrsfahrkarten weiterhin ohne Aufpreis in den Reisezentren verkauft werden -- nur für Fernverkehrsfahrkarten sowie Spezialangebote wie z.B. das Regio- oder Baden-Württemberg-Ticket gilt der Bedienzuschlag von 2,50 EUR."
Schuld an den Preiserhöhungen tragen neben dem DB-Vorstand aber insbesondere der Eigentümer Bund und somit die Bundestagsabgeordneten. Anstatt für mehr Wettbewerb und günstigere Preise zu sorgen, wie dies bei der Privatisierung im Bereich Telekommunikation eingetreten ist, soll bei der Bahn weiterhin ein Monopol mit 75 Prozent Staatsbesitz zementiert und damit ein Preiswettbewerb zugunsten der Verbraucher verhindert werden.
Hintergrundinformationen:
Laut DB-Pressemitteilung PI 75/2008 sind 81 Prozent aller Fahrkarten im Nahverkehr und 89 Prozent aller Fahrkarten im Fernverkehr rabattiert.
Laut Halbjahresbericht Januar-Juli 2008 der DB ML AG ist der Gewinn (EBIT) im Fern- und Nahverkehr insgesamt von 582 auf 623 Mio. EUR gestiegen, obwohl der Personalaufwand um 10,2 Prozent und der Materialaufwand (darin enthalten sind die Energiekosten) um 6,6 Prozent gestiegen sind.
Die letzten Schließungen von DB-Verkaufsstellen Ende August: Bahnhof Erbach(Württ.) und Bahnhof Grombach, letzte Einschränkung von Öffnungszeiten: Bahnhof Schwetzingen.
Wollen Sie diese Pressemitteilung kommentieren? Im VCD-Blog haben Sie Gelegenheit dazu:
VCD kritisiert erneute Erhöhung von Bahn-Fahrpreisen



