Stuttgarter S-Bahn fit für Zukunft machen
Presseinformation Nr. 13/2013, Stuttgart, 29. Mai 2013
Lange Haltezeiten neuer S-Bahnen gefährden Taktsystem
Weitere Maßnahmen notwendig
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßt das ‚Jede-Sekunde-zählt’-Programm der S-Bahn Stuttgart, um die S-Bahnen pünktlicher zu machen. „Die Pünktlichkeit der S-Bahn im März und April lag unter den schon schlechten Vorjahreswerten, hier muss dringend Abhilfe geschaffen werden“, erklärt VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb: „In der Hauptverkehrszeit fahren die S-Bahnen alle 2,5 Minuten durch den Tunnel, Verzögerungen beim Ein- und Aussteigen führen dann schnell zu Verspätungen, die sich auf alle nachfolgenden Züge übertragen.“ Insofern begrüße der VCD das zusätzliche Personal an der S-Bahn-Station Hauptbahnhof, das mithelfen solle, die Aufenthaltszeiten der S-Bahnen zu senken.
„Die S-Bahn mit täglich bis zu 360.000 Fahrgästen ist das Herzstück des Nahverkehrs in der Region Stuttgart. Berufspendler und Arbeitgeber sind auf pünktliche und zuverlässige S-Bahn-Verbindungen angewiesen“, betont Matthias Lieb. Deshalb beobachtet Lieb mit Sorge den Einsatz der neuen S-Bahnen der Baureihe ET 430: „Zwar sind diese Züge komfortabler als die alte Baureihe 420, doch durch die neuen Türen mit den Spaltüberbrückern gehen beim Öffnen und Schließen der Türen wertvolle Sekunden verloren, die sich schnell in zusätzlicher Verspätung niederschlagen –in der Folge verpassen die Fahrgäste in Böblingen oder Herrenberg ihre Anschlüsse.“
Die Erfahrungen der ersten Wochen mit den ET 430 zeigten aus VCD-Sicht, dass nach der Auslieferung aller neuen S-Bahnen die Tunnelstrecke ohne zusätzliche Maßnahmen nicht mehr pünktlich mit 24 Zügen in der Stunde befahren werden könne. Rechne man pro Fahrt 15 Sekunden Haltezeitverlängerung, summiere sich dies in der Stunde auf bereits sechs Minuten auf – bei 2,5 Minuten Zugfolgezeit müssten somit ein bis zwei S-Bahnen pro Stunde ausfallen oder über die Gäubahn umgeleitet werden, befürchtet der VCD.
Die Probleme der Stuttgarter S-Bahn werden schon in Fachzeitschriften intensiv diskutiert – so stellt die in der Schweiz herausgegebene ‚Eisenbahnrevue International’ in der aktuellen Ausgabe 6/2013 sogar die Frage ‚Implodiert die Stuttgarter S-Bahn?’ und beschreibt auf vier Seiten mit viel Insider-Wissen die Probleme der S-Bahn, berichtet Lieb.
Der VCD sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf beim Verband Region Stuttgart (VRS) als Aufgabenträger und bei DB Netz, die die notwendige Infrastruktur bereitstellen müssten, damit die S-Bahnen trotz verlängerter Aufenthaltszeit an den Haltestellen weiterhin im dichten Takt fahren könnten. Der VCD verweist auf das Beispiel München – dort seien bei der S-Bahn durch beidseitige Bahnsteige und aufgrund eines leistungsfähigen Signalsystems sogar 30 Züge pro Stunde möglich. „Ein neues Signalsystem und zusätzliche Bahnsteige wären zwar teure, aber realisierbare Maßnahmen, um ein zukunftsfähiges S-Bahn-System sicherzustellen“, betont Lieb.
„Der VRS darf sich nicht auf seiner Verkehrsprognose ausruhen, mit der er auf zukünftig 20.000 Fahrgäste weniger hofft und damit glaubt, die Schwierigkeiten bei der S-Bahn beheben zu können –denn aus verkehrspolitischer Sicht wäre eine weitere Verlagerung des Autoverkehrs auf den öffentlichen Verkehr sinnvoll und notwendig und dazu muss die S-Bahn leistungsfähig sein“, erklärt Matthias Lieb. Außerdem sei diese Prognose auf die Inbetriebnahme von Stuttgart 21 abgestellt, was bekanntlich zeitlich nicht absehbar sei, während die Probleme der S-Bahn akut seien, betont der VCD.
Weitere Informationen zu Stuttgart 21
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