Studie: Verkehrsbranche sieht keinen Bedarf für Stuttgart 21
Presseinformation Nr. 12/2011, Stuttgart, 06. Juni 2011
VCD fordert bei der Schiene Orientierung an tatsächlichem Bedarf und die Beseitigung von wirklichen Engpässen – Vergabestopp bei S 21 unabdingbar
Angesichts der Debatte um einen Bau- und Vergabestopp für das Prestigeprojekt Stuttgart 21 verweist der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. auf eine aktuelle Untersuchung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Die Studie über den ‚Investitionsbedarf im Bundesschienenwegenetz aus Sicht der Nutzer’ bringt eindeutige Ergebnisse.
„Die befragten Eisenbahnunternehmen, aber auch Verkehrsverbünde und Aufgabenträger in Deutschland sehen weder einen Bedarf für Stuttgart 21 noch für die Neubaustrecke (NBS) nach Ulm“, fasst VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb die Ergebnisse der Studie zusammen. „Sie alle sehen vielmehr den Ausbaubedarf eindeutig auf der Rheintalstrecke nach Basel sowie bei der Süd- und Gäubahn.“
Der VCD fordert von Bundesverkehrsminister Ramsauer und der Deutschen Bahn (DB), sich bei milliardenteuren Infrastrukturprojekten endlich an den Anforderungen der Praxis zu orientieren und die Bedürfnisse der Verkehrsunternehmen ernst zu nehmen. Matthias Lieb: „Die tagtäglich auf dem deutschen Schienennetz verkehrenden Bahnunternehmen wissen am besten, wo es klemmt und wo dringend Handlungsbedarf besteht. Ein Tunnelbahnhof in Stuttgart oder eine für den Güterverkehr untaugliche Schnellfahrstrecke nach Ulm gehören definitiv nicht dazu.“
Die Engpässe auf der Schiene in Baden-Württemberg würden in der Studie schonungslos aufgedeckt. Die Investitionen des Bundes würden jedoch in Prestigeprojekte fließen und nicht dorthin, wo sie eine möglichst große Netzwirkung entfalten würden, so der VCD.
„Angesichts des fehlenden Baurechtes für viele Abschnitte, der fehlenden Kostentransparenz sowie der falschen Prioritätensetzung aus Nutzersicht ist ein Bau- und Vergabestopp bei Stuttgart 21 unabdingbar“, so Matthias Lieb.
Laut VDV-Studie fordern dessen Mitglieder (darunter die DB, der Stuttgarter Verkehrsverbund und die Stuttgarter Straßenbahnen), im Großraum Stuttgart lediglich Ausbauten für den Güterverkehr von Kornwestheim über Aalen nach Augsburg und zwischen Plochingen und Ulm einzig den „niveaufreien Bahnsteigzugang Beimerstetten“.
Für Baden-Württemberg werden der Ausbau der Südbahn und Gäubahn sowie der Rheintalbahn gefordert, Maßnahmen zwischen Mannheim und Heidelberg, der Ausbau der Bahnhöfe Mannheim, Karlsruhe, Basel und Ulm. An der Festlegung dieser Prioritätenliste waren 68 Verkehrsunternehmen, Verbünde und Aufgabenträger beteiligt.
Hintergrund:
Alle zwei Jahre befragt der VDV Eisenbahnunternehmen, Verbünde und Aufgabenträger nach dem aus ihrer Sicht notwendigen Investitionsbedarf im Schienennetz des Bundes. Die Ergebnisse wurden in einer Maßnahmenliste 2011 mit insgesamt 350 Einzelvorschlägen festgehalten. Oft könnten Verbesserungen mit geringen Investitionen realisiert werden, so dass sich Produktions- und Marktbedingungen für die Schienenverkehrsbranche deutlich verbessern würden.
Die Studie kann auf der Homepage des VDV heruntergeladen werden unter:
- http://www.vdv.de/medienservice/stellungnahmen_entry.html?nd_ref=6727
- In der beigefügten Anlage zur aktuellen VCD-Pressemitteilung finden Sie eine Übersicht über die Maßnahmenvorschläge aus der VDV-Studie 2011 für Baden-Württemberg
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