VCD kritisiert unpünklichen S-Bahn-Verkehr als unzumutbar
Presseinformation Nr. 28/2012, Stuttgart, 04. Dezember 2012
Stuttgarter S-Bahn: Beschwerden von Fahrgästen reißen nicht ab
VCD kritisiert: Unpünktlichkeit beim S-Bahnverkehr ist für Fahrgäste unzumutbar
Verkehrsclub fordert Maßnahmenplan von Verband Region Stuttgart und DB
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland VCD kritisiert, dass der S-Bahnverkehr in Stuttgart weiterhin mit Unpünktlichkeit glänze. Nachdem die Störung in Feuerbach behoben worden sei, sollten die Deutsche Bahn (DB) und der Verband Region Stuttgart (VRS) endlich sicherstellen können, dass die S-Bahnen nach Plan fahren, fordert Matthias Lieb, VCD-Landesvorsitzender.
„Zu Recht beschwerten sich weiterhin viele Fahrgäste über die dauerhaften Verspätungen beim Stuttgarter S-Bahnverkehr, müssen sie doch vergleichsweise viel Geld für eine Dienstleistung auf den Tisch legen, die in Bezug auf die Pünktlichkeit eher mangelhaft als gut zu bewerten ist“, bekräftigt der VCD-Vorsitzende seine Kritik.
Vor allem zu den Stoßzeiten gerieten die S-Bahnen häufig aus dem Takt, sehr zum Ärger der Massen an Pendler, die zu den bisherigen Einschränkungen durch die Bauarbeiten von Stuttgart 21 durch verpasste Anschlüsse zusätzliche Wartezeiten einplanen müssten. „Man fragt sich, was der VRS und die Deutsche Bahn seither unternommen haben, um diesen Missstand zu beseitigen“, wundert sich der VCD-Landesvorsitzende.
Der VCD hat die drei Hauptpunkte für die Verspätungen identifiziert: Längere Aufenthaltszeiten in Stuttgart Hauptbahnhof aufgrund hohen Fahrgastandrangs, längere Abfertigungszeiten bei den neuen S-Bahnen sowie eine eingeschränkte Zahl von Bahnsteiggleisen im Hauptbahnhof mit der Folge von vermehrten Zugfahrten über die S-Bahngleise.
Während im Stresstest zu Stuttgart 21 Aufenthaltszeiten an der S-Bahn-Station Hauptbahnhof tief mit 30 Sekunden unterstellt wurden, stehen derzeit die S-Bahnen dort bis zu zwei Minuten in der Hauptverkehrszeit. Damit lässt sich aber ein 2,5-Minuten-Takt der S-Bahnen nicht mehr einhalten, stellt der VCD fest. Steigende Fahrgastzahlen und neue Technik bei der S-Bahn führten zu diesen langen Aufenthaltszeiten, so der VCD: Die Türen der neuen S-Bahnen schließen sich nur, wenn die Lichtschranke frei ist, während bei den alten Zügen die Türen nach Ankündigung schließen. „Wenn viele Fahrgäste sich noch in eine volle S-Bahn drängen, geht die Tür nicht zu und der Zug erhält Verspätung“, fasst Matthias Lieb die Konsequenzen zusammen.
Unklar sei für den VCD, wie zukünftig der S-Bahnverkehr funktionieren solle, wenn ab Sommer nur noch neue Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Der VCD fordert deshalb einen Maßnahmenplan, aus dem ersichtlich ist, wie die S-Bahnen wieder pünktlich fahren und wie der steigenden Nachfrage begegnet wird.
„In den letzten 15 Jahren wurde leider versäumt, die S-Bahn fit zu machen, um weitere Fahrgastzuwächse zu verkraften. Während in München sogar 30 Züge pro Stunde und Richtung die so genannte S-Bahn-Stammstrecke benutzen, funktioniert in Stuttgart bei 24 Zügen der Fahrplan schon nicht mehr“, beklagt Matthias Lieb. Der VCD hatte mit seinem Konzept ‚tangenS’ schon vor mehreren Jahren Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, die leider durch die Fixierung des VRS auf Stuttgart 21 beiseite geschoben worden seien.
Aus Sicht des VCD nehme der VRS die Beschwerden der Fahrgäste zu wenig ernst, obwohl ihm diese gut bekannt seien. So bestätigten die Ergebnisse einer Fahrgastbefragung im Auftrag von VRS und DB Regio AG aus 2011 diese verstärkt in den Hauptverkehrszeiten auftretenden Verspätungen, erklärt der VCD.
Alleine mit Strafzahlungen der DB an den Verband Region Stuttgart für die nicht pünktlich verkehrenden S-Bahnen sei den Fahrgästen nicht geholfen, zumal diese vertraglich auf 300.000 Euro pro Jahr limitiert seien, so der VCD. Der VCD fordert den Verband Region Stuttgart deshalb auf, die DB als Betreiberin endlich verbindlich in die Pflicht zu nehmen, dass die S-Bahnen ihr Ziel mit einer Verspätung von weniger als drei Minuten besonders auch in den Stoßzeiten erreichten und nicht wie häufig von der DB praktiziert mit einer so genannten Sechs-Minuten-Pünktlichkeit, d.h. die S-Bahn erreicht ihr Ziel innerhalb eines Verspätungsfensters von 5 Minuten und 59 Sekunden.
Die S-Bahn Stuttgart stelle angesichts von über 300.000 Fahrgästen täglich das Rückgrat des Nahverkehrs in der Region Stuttgart dar und deshalb müsse die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der S-Bahn auch während den Bauarbeiten zu Stuttgart 21 sichergestellt sein, erklärt der VCD. Hierfür stehe der Verband Region Stuttgart als Aufgabenträger für die S-Bahn, der diese bestellt und finanziert, besonders in der Verantwortung, bekräftigt der VCD seine Forderungen.
Quellen:
- VRS-Pressemitteilung vom 28.03.2012 zur Fahrgastbefragung in 2011,
durchgeführt im Auftrag der DB Regio AG und des VRS:
http://www.region-stuttgart.org/fileadmin/regionstuttgart/06_Presse/06_01_Presseinformationen/PI_2012/PI_S_Bahn_Qualitaet_2011.pdf - VCD-Vorschläge zur Fortentwicklung der S-Bahn: ‚tangenS – das neue S-Bahn-Konzept für die Region Stuttgart’, 2005:
http://www.vcd.org/vorort/fileadmin/user_upload/stuttgart/redaktion/text/download/tangenS.pdf
Weitere Informationen zu Stuttgart 21
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