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Bahn investiert zu wenig in das bestehende Netz

Presseinformation Nr. 8/2007, Stuttgart, 12. März 2007

Zur Präsentation "Pro Netz" der Deutschen Bahn AG am 12. März 2007 in Stuttgart

VCD: Bahn investiert zu wenig in das bestehende Schienennetz

Anlässlich der am Montag von der Deutschen Bahn AG vorgestellten Investitionsplanungen für das Schienennetz in Baden-Württemberg, kritisiert der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) die drastische Unterfinanzierung für den Erhalt des Bestandsnetzes. Zwar seien beim Ausbau des Schienennetzes mit der Fokussierung auf die Rheintalschiene und die Neubaustrecke von Frankfurt/Main nach Mannheim die richtigen Schwerpunkte gesetzt worden. Eine deutlich höhere Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Bestandsnetzes durch zusätzliche Weichen und Überholgleise stehe aber noch in den Sternen.

VCD-Vorsitzender Matthias Lieb sagte: "Obwohl knapp zehn Prozent des DB-Schienennetzes auf Baden-Württemberg entfallen, bekommt das Land über Jahre hinweg nur unterdurchschnittliche Anteile aus dem Instandhaltungsetat. So wird die chronische Unterfinanzierung in die Zukunft verlängert, bis es irgendwann einmal richtig teuer wird. Rechnerisch fehlten für die Jahre 2002 bis 2006 mindestens 250 Millionen Euro, für die Jahre 2007 bis 2011 fehlen weitere 160 Millionen Euro alleine für das Bestandsnetz."

Im Bereich der Aus- und Neubaustrecken begrüßt der VCD die Prioritätensetzung der Deutschen Bahn AG. Die Rheintalschiene von Karlsruhe nach Basel sowie die Neubaustrecke aus der Rhein-Main- in die Rhein-Neckar-Region seien die zwei bundesweit wichtigsten Projekte für die Schieneninfrastruktur. Bedauerlicherweise schlage sich diese Einstufung nicht in entsprechende Investitionen für die nächsten fünf Jahre nieder. Neben dem Bau des Katzenbergtunnels südlich von Freiburg seien auf der Rheintalschiene keine nennenswerten Investitionen zu verzeichnen. Dabei bestehe ein Staatsvertrag mit der Schweiz, die Strecke auszubauen, so dass der Güterverkehr für die neuen Alpentransversalen problemlos abgewickelt werden könne. Matthias Lieb erklärte: "Wenn auf deutscher Seite weiter im bisherigen Tempo gebaut wird, ist die Rheintalbahn erst 2037 fertig. Der erste der neuen Schweizer Tunnel geht aber schon Ende 2007 in Betrieb."

Für die anstehenden Sanierungsarbeiten im Filstal fordert der VCD den Wiedereinbau von Weichen und des Überholgleises in Uhingen. Vor wenigen Wochen habe eine Weichenstörung in Göppingen den Ausfall von zwanzig Zügen, massive Verspätungen und Anschlussverluste im Fernverkehr erzeugt. Aufgrund des Abbaus des Überholgleises und der Weichen in Uhingen bestehe auf der stark belasteten Bahnlinie von Stuttgart nach Ulm ein rund zehn Kilometer langer Abschnitt ohne Weichen, was im Störungsfall zu einer stark reduzierten Streckenleistungsfähigkeit führe. "Dass das Netz an die Kapazitätsgrenze gelangt ist, liegt nicht so sehr an der Zunahme der Züge, sondern am drastischen Abbau von Weichen und Überholgleisen in den vergangenen Jahren", kritisierte Matthias Lieb die bisherige DB-Politik. Hierdurch seien künstlich Engpässe geschaffen worden, die jetzt teuer wieder behoben werden müssten. Der VCD fordert von der DB im Rahmen des Projektes 'Pro Netz' die Leistungsfähigkeit und Flexibilität des Netzes durch mehr Ausweichgleise, Weichen und Überleitstellen zu erhöhen.

Auch für die Rheintalschiene fordert der VCD kurzfristig den Ausbau von Überholgleisen, damit es beim Mischverkehr von ICE und Güterzügen im Zulauf auf die Schweiz nicht zu langen Staus komme, so lange die Fertigstellung der Aus- und Neubaustrecke von Karlsruhe nach Basel nicht abzusehen sei.

Hintergrundinformationen

Im Zeitraum von 2002 bis 2006 hat die Deutsche Bahn AG (lt. DB-Angaben) 2,801 Milliarden Euro in Baden-Württemberg für die Instandhaltung ausgegeben. Dies entspricht 9 Prozent der Gesamtinvestitionen in die Instandhaltung des Streckennetzes der DB. Auf Baden-Württemberg entfallen etwa 9,8 Prozent des Schienennetzes. Wären auch 9,8 Prozent der Ausgaben für die Instandhaltung auf Baden-Württemberg entfallen, hätte die Gesamtsumme für den Zeitraum von 2002 bis 2006 bei 3,05 Milliarden Euro liegen müssen.

Ähnlich sieht es für den Zeitraum von 2007 bis 2011 aus. Geplant sind für die Instandhaltung in Baden-Württemberg Ausgaben in Höhe von 1,45 Milliarden Euro. Dies entspricht 8,8 Prozent der Gesamtausgaben der DB für die Instandhaltung des Netzes. Würden für die nächsten fünf Jahre die mindestens notwendigen 9,8 Prozent der Gesamtausgaben für die Instandhaltung auf Baden-Württemberg entfallen, müsste die Gesamtsumme bei 1,61 Milliarden Euro liegen. Für die Instandhaltung des baden-württembergischen Schienennetzes fehlen von 2007 bis 2011 also mindestens 160 Millionen Euro.

Der Lötschberg-Basistunnel in der Schweiz geht Ende 2007 in Betrieb, die Fertigstellung des Gotthard-Tunnels wird gegen 2015 erwartet. Für den Ausbau der Rheintalbahn werden in Deutschland noch ca. 3,0 Milliarden Euro erwartet. Bei einer derzeitigen Investitionssumme von rund 100 Millionen Euro pro Jahr ist die Fertigstellung erst in 30 Jahren, d.h. 2037, zu erwarten.

VCD-Liste erforderlicher Aus- und Neubaumaßnahmen

  • Rheintalbahn und Filsbahn: Erhöhung der Leistungsfähigkeit durch zusätzliche Überholgleise und Überleitverbindungen
  • vollständiger viergleisiger Ausbau der Rheintalbahn bis 2015
  • Mannheim - Heidelberg: Wiederherstellung des abgebauten 3. und 4. Gleises
  • Horb - Tuttlingen: Doppelspurinseln zur Kapazitätssteigerung
  • Murrbahn: Wiederaufbau Kreuzungsbahnhof Fornsbach
  • Elektrifizierung der Südbahn (Ulm - Friedrichshafen - Lindau), zweigleisiger Ausbau des Abschnittes von Friedrichshafen nach Lindau

Weblinks zum Thema

Deutsche Bahn, Presseinformation 107/2007 : Deutsche Bahn AG investiert in das baden-württembergische Netz für mehr Verkehr auf der Schiene