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VCD bemängelt schleichenden Service-Abbau bei der Bahn

Presseinformation Nr. 14/2007, Stuttgart, 3. Mai 2007

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat den schleichenden Service-Abbau der Deutschen Bahn AG in Baden-Württemberg massiv kritisiert. Nachdem in den vergangenen Jahren viele kleine Fahrkartenausgaben geschlossen worden seien, komme jetzt die Verkürzung der Öffnungszeiten bei verbleibenden Fahrkartenausgaben sowie die Einstellung des Fahrkartenverkaufs in den Zügen des Nahverkehrs hinzu. So würden die Kunden gezwungen, sich Informationen über Fahrpläne und Tarife selbst zu besorgen und die Fahrkartenautomaten zu benutzen.

"Seit Dezember 2006 wurden bei rund zwanzig Bahnhöfen im Land die Öffnungszeiten morgens, abends und am Wochenende eingeschränkt", bedauert der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb die Salami-Taktik der Bahn. Inzwischen seien mit Mannheim und Karlsruhe sogar Bahnhöfe mit hohem Verkehrsaufkommen betroffen. Die Einschränkungen können nach Ansicht des VCD nicht mit geändertem Kundenverhalten - so die Begründung der DB - erklärt werden. Vielmehr zwinge die Bahn ihre Kunden mit allen Tricks, die Automaten zu benutzen. "Der Vorteil für die DB sind zum einen geringere Personalkosten, zum anderen, dass Fehlbedienungen zu Lasten des Kunden gehen. Das Nachsehen hat der Fahrgast, denn oft dauert ein Kauf am Automaten länger als am Schalter, und er muss sich selbst über Sonderangebote informieren. Außerdem sind schlichtweg nicht alle Fahrkarten am Automaten zu bekommen", erklärte Matthias Lieb.

Wer am Fahrkartenautomaten gescheitert sei, könne nach dem Fahrplanwechsel am 10. Juni auch nicht mehr darauf hoffen, eine Fahrkarte in Zügen des Nahverkehrs nachzulösen. So werde automatisch zum Schwarzfahrer, wer nicht lückenlos nachweisen könne, dass er keine Chance zum Fahrkartenkauf hatte. Der VCD befürchtet, dass mit weniger Personal in den Zügen das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste leiden wird. Außerdem ginge auch eine wichtige Informationsquelle für Anschlussverbindungen bei Verspätungen verloren.

Die Einstellung des Fahrkartenverkaufs im Zug führe in Baden-Württemberg auch zu landesspezifischen Problemen aufgrund der Struktur mit einer Vielzahl von Verbünden und Tarifregelungen. Viele Fahrgäste in den Verbünden KVV, VRN und VPE haben nach Angaben des netzweit gültige Verbundfahrscheine. Für Fahrten über die Verbundgrenze benötigten sie eine DB-Anschlussfahrkarte, die aber nicht am Automaten, sondern nur im Zug oder am Schalter erhältlich sei. Werde der Verkauf im Zug eingestellt, so müssten diese Fahrgäste entweder an der Verbundgrenze aussteigen, oder schon ab Startbahnhof doppelt bezahlen.

Der VCD kritisiert, dass die Landesregierung in ihrem Vertrag mit der DB zu wenig Regelungen über Serviceleistungen getroffen hat, so dass die DB praktisch alles, was nicht geregelt sei, abbauen könne. In neuen Ausschreibungen - z.B. in Bayern oder auf der Schwarzwaldbahn - sei geregelt, dass weiterhin der Fahrkartenverkauf im Zug anzubieten sei. "Beim Verkehrsvertrag mit der DB bezahlt die Landesregierung 40 Millionen Euro pro Jahr mehr als nötig und hat dennoch keine Rechte", sagte VCD-Vorsitzender Matthias Lieb und forderte eine Nachverhandlung des Vertrages sowie die Ausschreibung von Verkehrsleistungen.

Liste der Bahnhöfe, die seit Dezember 2006 verkürzte Öffnungszeiten haben:

  • Bad Krotzingen
  • Baden-Baden
  • Böblingen
  • Bruchsal
  • Esslingen
  • Heidelberg
  • Heilbronn
  • Karlsruhe
  • Lahr
  • Lauffen
  • Ludwigsburg
  • Mannheim
  • Mosbach-Neckarelz
  • Mühlacker
  • Pforzheim
  • Rottweil
  • Wiesloch-Walldorf
  • Vaihingen/Enz