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VCD ruft zu Protest gegen Fahrplankürzungen auf

Presseinformation Nr. 4/2007, Stuttgart, 24. Januar 2007

Verkehrsclub kritisiert falsche verkehrspolitische Weichenstellungen

Landesregierung opfert Pendlerzüge für Landesstraßenbau und Stuttgart 21

Nachdem gestern bekannt wurde, welche Nahverkehrsverbindungen in Baden-Württemberg ab Juni wegfallen werden, kritisiert der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD), dass - entgegen ursprünglicher Verlautbarungen - auch stark genutzte Pendlerverbindungen betroffen sind. Auf einigen Strecken seien Pendler gezwungen, wieder aufs Auto umzusteigen. Die Kürzungen sind nach Ansicht des VCD hausgemacht und müssten nicht hingenommen werden. Der VCD fordert alle Bahnfahrgäste zum Protest gegen die ausgedünnten Fahrpläne auf und stellt einen Musterbrief an die Landesregierung zur Verfügung.

Der VCD-Landesvorsitzende Matthias Lieb sagte: "Für viele Pendler wird es am 10. Juni ein böses Erwachen geben, wenn sie am Bahnsteig auf ihren Zug warten und er kommt nicht." Als schlimmste Beispiele nannte der VCD die Dreiseenbahn, auf der zwischen 6:39 Uhr und 8:39 Uhr zwischen Titisee und Seebruck kein Zug mehr verkehre. Auch die wegfallenden S-Bahn-Zubringer von Bondorf nach Herrenberg stellten viele Berufstätige vor große Probleme.

Ein Kürzen im Schienenverkehr setzt nach Einschätzung des VCD katastrophale, verkehrspolitische Zeichen. "Drohende Fahrverbote in Innenstädten, die gekürzte Pendlerpauschale und vor allem der Klimawandel machen eine Verkehrspolitik erforderlich, die auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie die Bahn setzt", erklärte Matthias Lieb. "Die Landesregierung streicht mehr als zwei Millionen Zugkilometer und setzt auf der anderen Seite mit 131 Millionen Euro pro Jahr einen Schwerpunkt beim Landesstraßenbau. Das passt überhaupt nicht zusammen."

In Bayern sei es gelungen, auch bei geringeren Regionalisierungsmitteln mehr Nahverkehr auf die Schiene zu bringen. Der Vergleich zeige, dass die Fahrplankürzungen in Baden-Württemberg hausgemacht seien. "Die Zugstreichungen sind nach wie vor vermeidbar. Mit einem Teil der erhöhten Mehrwertsteuereinnahmen, mit einem Verzicht auf Stuttgart 21 oder mit einer Umwidmung eines Bruchteils der Landesstraßenbaumittel kann der 3-Löwen-Takt kurzfristig erhalten werden", sagte Matthias Lieb. "Auf mittlere Sicht muss das Zugangebot mit mehr Wettbewerb und Ausschreibungen verbessert und preisgünstiger gemacht werden." Der VCD bittet die Bahnfahrgäste um Mithilfe beim Erhalt ihres Zugangebotes und hat im Internet einen Musterbrief für Beschwerden an den zuständigen Staatssekretär Köberle eingestellt.

www.vcd-bw.de/aktionen/fahrplankuerzung/index.html

Hintergrund

Nach der Veröffentlichung der konkreten zugbezogenen Streichpläne der DB aufgrund der Mittelkürzung durch die Landesregierung sollen auf rund 30 Bahnlinien Züge gestrichen werden. Während die Landesregierung betont, dass im Schnitt über alle Bahnlinien die Kürzungen nur rund 3% ausmachen würden, ist die tatsächliche Kürzung pro Strecke viel höher. In der Spitze wird jeder dritte Zug gestrichen. Aus Sicht des VCD sind die Kürzungen in Gänze vermeidbar und auch die Auswahl der Strecken nicht nachvollziehbar.

Entgegen den Ankündigungen Ende 2006 werden - anstatt wie angekündigt schwach genutzte Verbindungen am Abend oder Wochenende - tatsächlich in großem Umfang gut belegte Züge des Berufsverkehrs gestrichen. Der VCD weist darauf hin, dass schwach besetzte Züge schon 2004 in einer ersten Sparrunde aus dem Fahrplan genommen worden sind. Begründung für die Streichungen von gut belegten Berufsverkehrszügen ist, dass die DB versucht, ganze Zuggarnituren samt Personal über den gesamten Tag einzusparen. Damit optimiert sich zwar das Betriebsergebnis von DB Regio. Für die Fahrgäste ist diese Prioritätensetzung aber fatal.

Weblinks zum Thema

VCD-Presseinformationen zu aktuellen Zugstreichungen