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VCD fordert Neustart und Ausbau der Gäubahn

Presseinformation Nr. 6/2010, Stuttgart, 15. Februar 2010

Wegfall der ICE-Züge Stuttgart – Zürich bietet auch Chancen

Der Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) fordert eine Neukonzeption für den Schienenfernverkehr auf der Gäubahn. Die Deutsche Bahn (DB) hatte angekündigt, ihre ICEs mit Neigetechnik ab 21. März wegen Fahrzeugmangels von der Strecke Stuttgart – Singen – Schaffhausen – Zürich abzuziehen. Künftig sollen Eurocity-Züge der Schweizer Bundesbahnen (SBB) zum Einsatz kommen. Dies sollte aus VCD-Sicht Anlass für Bund, Land und DB sein, ein neues Fahrplankonzept für die Fern­ver­kehrs­verbindung nach Zürich auszuarbeiten.

VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb: "Die Fernzüge müssen in Zukunft wieder wie früher auch in Böblingen halten und in die Ver­bundtarife integriert werden. Nur so ergibt sich auf der Gäu­bahn eine sinnvolle Auslastung der dort verkehrenden Züge." Verlässliche Bahnverbindungen hält der VCD für wichtiger als ICE-Komfort, der in der Praxis nicht funktioniere. Mit Eurocity-Zügen könnten zudem wieder wie früher durchgehende Verbindungen ins Tessin oder bis nach Italien gefahren werden.

Gleichzeitig müssen jetzt die Weichen für den Ausbau der Gäubahn gestellt werden", sagt Lieb weiter. "Tatsächlich zeigt sich, dass Stuttgart 21 alle anderen Bahnprojekte im Land blockiert mit gro­ßem Schaden für die Fahrgäste." Wer dies abstreite, ver­weigere sich schlicht der Realität, so der VCD. Für Stuttgart 21 setze die Landesregierung zudem 366 Millionen Euro an Regio­nalisierungs­mitteln des Bundes ein, die alternativ auch für Investi­tionen auf der Gäubahn verwendet werden könnten, so der VCD.

Matthias Lieb: „Seit 1998 werden die Fahrgäste auf der Gäubahn mit Neigetechnik-Versuchen geplagt mit ständigen Zugausfällen und Verspätungen."

Der VCD hofft, dass mit dem Einstieg der SBB mit Schweizer Prä­zision wieder Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit in den Zugverkehr zwi­schen Stuttgart und Zürich einkehrt. Wegen der unzuverlässigen ICE-Züge seien in den letzten Monaten die Fahrgastzahlen bereits um 20 Prozent gesunken. Nirgends in Deutschland seien ICE-Züge langsamer unterwegs als auf der Gäubahn. Deshalb hält es der VCD für nach­vollziehbar, dass die DB die bis zu 230 km/h schnellen, aber auch teuren ICEs lieber auf anderen Linien einsetzt.

Matthias Lieb: „Der ICE-Einsatz auf der Gäubahn rechnet sich für die DB nicht, solange die Strecke nur so langsam zu befahren ist. Doch für den Ausbau der Gäubahn ist seitens des Bundes und des Landes kein Geld da, da dies ja für Stuttgart 21 benötigt wird."

1997 war der schnellste D-Zug zwischen Stuttgart und Zürich genau drei Stunden unterwegs, mit Hilfe der Neigetechnik sollte sich die Fahrzeit auf 2:45 h verkürzen, dafür wurde der wichtige Halt in Böblingen geopfert. Derzeit benötigten die sich nicht mehr neigenden ICE-Züge wieder knapp 3 Stunden, ohne in Böblingen zu halten, so der VCD.

Schon 1996 hat der Bund mit der Schweiz im Vertrag von Lugano vereinbart, dass die Reisezeit zwischen Stuttgart und Zürich sogar auf 2¼ Stunden verkürzt werden soll.

Matthias Lieb: "Während die Schweiz auf dem Abschnitt Zürich-Schaffhausen mit den Bauarbeiten begonnen hat, steht in Deutschland die Strecke dagegen auf der Abschussliste."

Hintergrund:

Die Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen ist 172 km lang. Die ICE-Züge benötigen für diese Strecke bei funktionierender Neige­technik 106 Minuten, dies ergibt 97 km/h Reise­geschwindigkeit. Derzeit ohne Neige­technik beträgt die Reise­geschwindigkeit nur 88-91 km/h. Zum Vergleich: Die gleichen Neigetechnik-ICEs fahren zwischen Hamburg und Berlin mit 180 km/h Reise­geschwindigkeit (287 km Strecke in 96 Minuten).

Der Wortlaut des Vertrages von Lugano findet sich unter: http://www.admin.ch/ch/d/sr/0_742_140_313_69/index.html


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