Zum Jubiläum 160 Jahre Geislinger Steige
Presseinformation Nr. 21/2010, Stuttgart, 1. Juni 2010
VCD fordert Ausbau für Schienengüterverkehr zwischen Stuttgart und Ulm
Neubaustrecke Wendlingen - Ulm steiler als Geislinger Steige
Anlässlich des 160-jährigen Jubiläums der Geislinger Steige im Juni 2010 fordert der Umweltverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) einen güterverkehrstauglichen Ausbau der Schieneninfrastruktur zwischen Stuttgart und Ulm.
VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb sagte: „Herzlichen Glückwunsch Geislinger Steige! Der Albaufstieg mit dem Zug war in der Vergangenheit sowohl beim Bau als auch im Betrieb der Strecke eine große Herausforderung für Bahningenieure und immer stärker werdende Lokomotiven.“ Allerdings sei der letzte Modernisierungsschub durch die Elektrifizierung der Strecke schon vor 77 Jahren erfolgt. Seither seien die Zuglasten weiter angewachsen, so dass Güterzüge nur aufwändig mit Schublokomotiven die Steilrampe auf die Albhochfläche überwinden könnten. „Sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr in Baden-Württemberg ist diese Schienenverbindung von West nach Ost von großer Bedeutung. Umso erstaunlicher, dass keine tauglichen Planungen für einen Ausbau vorliegen, mit denen die Zuwächse im Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden können“, beklagte Matthias Lieb.
Die Geislinger Steige habe sich über Jahrzehnte als Meisterleistung der Bahningenieure behauptet und sei trotz der heutigen Unzulänglichkeiten dennoch in wichtigen Belangen sogar der geplanten Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm überlegen, denn diese weise sogar längere und steilere Rampen auf. Für immer länger und schwerer werdende Züge im Wachstumsmarkt Schienengüterverkehr sei die Geislinger Steige aber ebenso ungeeignet wie die geplante Neubaustrecke. Mit dem Bau des Containerbahnhofs Ulm-Dornstadt im Verlauf der heutigen Bahnlinie von Stuttgart nach Ulm ohne Anschluss an die geplante Neubaustrecke sei aber klar, dass die Geislinger Steige weiterhin für den Güterverkehr eine wichtige Rolle spielen werde. Doch weder die Deutsche Bahn AG noch Bundes- oder Landesregierung könnten zukunftstaugliche Perspektiven für den Güterverkehr zwischen Stuttgart und Ulm aufzeigen, obwohl der Lkw-Verkehr auf der parallelen Autobahn A8 immer weiter ansteige.
Nach Einschätzung des VCD kann die geplante Neubaustrecke die alte Strecke durch das Filstal weder ersetzen noch sinnvoll ergänzen. „Die Neubaustrecke ist steiler und länger steil als die Geislinger Steige und damit sowohl für normale Güterzüge als auch für die meisten Personenzüge nicht befahrbar. Aufgrund ihres Charakters als steile Berg-und-Tal-Bahn im Tunnel wird sie auch zu immensen Energieverbräuchen der Züge führen“, erklärte Matthias Lieb. „Somit bleibt die Geislinger Steige trotz geplanter Milliardeninvestitionen –unter anderem eine Milliarde Euro aus dem überschuldeten Landeshaushalt - als Nadelöhr bestehen. Hier müssen Land und Bund dringend umdenken und neue Planungen vorlegen, die sowohl dem Personen- als auch dem Güterverkehr auf der Schiene gerecht werden und den Vorteil der Eisenbahn, wenig Energie zu verbrauchen, unterstützen.“
Daten und Fakten
- 29. Juni 1850 – Offizielle Inbetriebnahme der Geislinger Steige
- 30. Mai 1933 – Eröffnungsfahrt des elektrischen Betriebs
Vergleich - Plochingen: 278 m Höhe / Ulm 480 m Höhe
- Scheitelpunkt Geislinger Steige: 590 m Höhe → 110 Höhenmeter verlorene Höhe
- Scheitelpunkt NBS Wendlingen – Ulm: 750 m Höhe → 270 Höhenmeter verlorene Höhe
- Geislinger Steige: Länge 5,6 km, Steigung 2,25 %
- Geplante NBS: Länge 15,9 km, Steigung 2,4 - 3,1 %
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